Mit dem Radl durch Kampot und die kambodschanische Politik

Weltreisetage 84 – 86.

Kampot haben wir bei unserer Monsterfahrt von Vietnam nach Kambodscha kurz passiert und wären normalerweise auch geblieben, hätten wir nicht das Treffen mit Emma und Reece geplant gehabt.

Daher entscheiden wir uns, in dieses Städtchen zurückzukehren. Davon abgesehen, dass man nicht den ganzen Tag barfuß rumlaufen kann, finden wir es ganz nett. Wieder ein ehemaliges Kolonialstädtchen, was einige Europäer dazu brachte, sich hier anzusiedeln. Was wiederum für uns bedeutet, dass wir internationale Küche finden, die es nicht mal daheim gibt. Am ersten Tag essen wir beispielsweise Libanesisch und es ist ganz ausgezeichnet. Außerdem findet sich eine europäische Annehmlichkeit, die wir bisher tatsächlich nirgends sonst gefunden haben: Sonnencreme OHNE Bleichmittel. Allerdings ist Kampot nicht mit dem laotischen Luang Prabang zu vergleichen, wo Croissants und Baguettes möglicherweise besser schmecken als in Paris und viele Europäer kleine Cafés oder Boutiquen betreiben.

Trotz großer Hitze geht es an unserem zweiten Tag in Kampot nachmittags auf eine Radltour ins Umland des Städtchens: Ein schöner Tag etwas außerhalb der Stadt voll ehrlich offener Gespräche mit und über Vacheka, unseren Guide, und das Leben in diesem politisch zerrütteten Land. Denn so viel wissen wir schon: Korruption und reiche Chinesen regieren Kambodscha.

Beim ersten Stopp essen wir zu Mittag. In einer kleinen, offenen Reisnudelfabrik mit tausenden Fliegen, rostigen Nudelsieben und Töpfen zwischen Matsch und Hühnerställen bekommen wir auf einer Matte auf dem Boden eines kleinen „Picknickhäuschens“ kalte Reisnudeln mit Kokosmilch. Unter normalen Umständen hätten wir hier niemals auch nur daran gedacht, etwas zu essen und beratschlagen auch kurz auf deutsch unser vorgehen: „Essen wir das? Da ist nix gekocht! Und schau mal der Dreck da hinten!“ Das geht ja schon gut los … Wir wollen aber auch nicht unhöflich sein und haben außerdem richtig Hunger, denn da ja Mittagessen bei der Radltour dabei ist, haben wir bisher noch nicht so viel gegessen. Also Augen zu und durch bzw. erstmal vorsichtig riechen. Und dann probieren …

Hoffentlich habt ihr beim Lesen nicht allesamt schon die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, denn jetzt kommt erst das unfassbare an der Sache: Diese Reisnudeln in Kokosmilch sind eines der aller besten Gerichte der ganzen Reise überhaupt! Super lecker! Und leider das erste und letzte mal, denn wir haben uns den Namen nicht gemerkt und finden es in ganz Kambodscha nicht mehr auf den Speisekarten.

Die leckeren Reisnudeln mit Kokosmilch, Lotus-Stängln und frischen Kräutern/Sojasprossen & Drink des Tages: Palmzuckersaft

 

Danach schauen wir uns eine Reisweinfabrik an. Reiswein dient zum einen der Nachbarschaft als billiger Alkohol, was aber natürlich nicht legal ist, und traurigerweise zum anderen auch in der Schweinemast. Jeder Reisbauer, der sich ein Schwein leisten kann, füttert dieses auch mit Reiswein, denn dieser macht das Tier betrunken und schläfrig und sorgt so dafür, dass das arme Schweindal im Dauerrausch sehr schnell sehr fett wird.

Reiswein für die Schweinmast

 

Vacheka zeigt uns einen kleinen Betrieb, in dem Frauen über winzigen Feuerstellen am Boden sitzen und Waffelröllchen, wie wir sie daheim gerne zum Eis essen, von Hand fertigen. Eine harte Arbeit, die krumme Rücken, Lungen voller Rauch und Brandwunden an den Händen schafft. Für einen Lohn von etwa 3 € am Tag.

Mit den Rädern geht es weiter über rote Sandwege…

Mit den Radln durch das Umland Kampots

 

… bis wir kurz vor einem Kloster, das wir uns anschauen wollen, jemanden auf Palmen klettern sehen. Der Mann hoch oben in den Palmen schlägt nicht wie erwartet Kokosnüsse, sondern erntet Palmzuckersaft:

Palmzuckersaft: Wird von Hand geerntet und direkt „ab Roller“ verkauft

 

Am See neben dem Kloster gibt es schließlich eine Verschnaufspause für uns. Nicht so für Vacheka, der uns hier noch viel über Buddhismus und sein Land erzählt.

Auf der „Terrasse“ eines buddhistisches Klosters

 

Nach viel lehrreichem geht es in de runtergehenden Sonne zurück nach Kampot.

Die Sonnen steht tief und für uns geht es zurück in die Stadt!

 

Am Abend ist es außerdem einmal mehr Zeit, die Rucksäcke auszumisten. Wir stellen fest, dass wir uns von mehr Dingen trennen, als wir kaufen und freuen uns darüber. Das Gepäck wird leichter. Und mit erleichtertem physischen Balast merken wir immer mehr, wie es in unseren Köpfen zu arbeiten beginnt. Wir waren selten so kreativ in der Zukunftsplanung wie seit diesen Tagen.

Auf dem Weg am nächsten Tag von Kampot weiter nach Phnom Penh sehen wir die Morgensonne über dem Meer in Kep glitzern, was Hoffnung auf eine guten Zeit in die nächsten Reiseziele, die wir gestern fixiert haben, verspricht.

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