Sukhothai „bewirkt großes Wohlbehagen“

Weltreisetage 21 – 24: Sukhothai

Nach sechs Stunden Fahrt treffen wir in der Mittagshitze in Sukhothai (abgeleitet aus dem Sanskrit bedeutet Sukhothai „großes Wohlbehagen bewirkend“)  ein. Unser Hotel liegt direkt am Busbahnhof und ist durch einen Kanal von der Innenstadt getrennt. Da wir dem schmalen Weg durch die Felder und das hohe Grass nicht trauen, marschieren wir einen großen Umweg entlang der Hauptstraße auf der Suche nach Essen. Das ist ungefähr das schlimmste, was man machen kann: Ausgehungert bei großer Hitze und ohne nötige Ortskenntnisse in einer neuen Stadt auf Essenssuche gehen. Als wir schließlich auf das Poo-Restaurant, von dessen Namen man sich nicht abschrecken lassen darf (ist das englische Wort „Poo“ doch definitiv nichts, worüber man sich während des Essens Gedanken machen will), stoßen, fühlen wir uns wie einmal durch mit der Welt, beruhigen uns aber angesichts dessen Essens recht zügig wieder.

Als wir uns am Abend auf einen kleinen Spaziergang durch die Neustadt machen, bin ich entsetzt vom Anblick, Gestank und Gegurre hunderter Tauben, verteilt über die unzähligen Stromleitungen der Stadt und wir versuchen, möglichst trittsicher ihre Hinterlassenschaften zu umrunden. Ein erster Anflug von Heimweh streift mich und ich erkläre Sukhothai definitiv nicht zu meiner Lieblingsstadt. Das Sukhothai’sche Wohlbehagen wirkt wohl bei mir nicht. Erstmal.

 

Mit dem Rad durch die Reisfelder

Ein vorschnelles Urteil, das sich am Ende des Sukhothai-Aufenthalts in sein Gegenteil umkehren sollte. Denn am nächsten Tag werden wir uns mit den Rädern in einer geführter Tour Richtung Umland und damit Richtung Reisfelder aufmachen. Die einzigen, die wir heute sehen werden, sind Jib (unser Local-Guide) und das englische Pärchen Emma und Reece sowie einige wenige Reisbauern, Fischerinnen und Erntehelfer. Die beiden sind wenig älter als wir und befinden sich auf einer ähnlichen Route rund um die Welt. Mit richtig guten Mountainbikes fahren wir zuerst an einem Kanal entlang zum nächsten Dorf. Die Menschen hier sind zwar wie alle Bewohner der Dörfer überwiegend Reisbauern, haben sich aber für die Monate der Trockenzeit und die schwächer werdenden Erträge des Reisanbaus genossenschaftlich organisiert und stellen Möbel aus Teak-Holz „für Bangkok“ her, womit sie Menschen im Allgemeinen meinen, die sich echte Möbel leisten können. Das bringt ihnen zusätzliche Einkünfte, vor allem denen, die keine Kinder kriegen konnten und daher niemanden haben, der sie im Alter versorgen kann. Wir genießen die Radltour in dieser grünen, fruchtbaren Landschaft sehr. Das Grün der Reisfelder ist so leuchtend, dass es uns fast unwirklich erscheint, gibt es diese Farbe doch nicht einmal in unserem Frühling, wenn alles wieder Grün wird.

20161116_153816

20161116_103938

20161116_152635

20161116_153500

20161116_133137

20161116_151710

20161116_151702

20161116_152635

 

Wir begegnen Fischerinnen, die mit ihren quadratischen Netzen kleine Rotfedern und Barsche an Land bringen, die zumeist so winzig sind, dass sie getrocknet oder zu Fischsauce verarbeitet werden.

20161116_120817

20161116_120806

20161116_120825

20161116_121614

20161116_122019

20161116_122101

 

Wir sehen Iron Japaneese Buffalos, die die echten Büffel von der schweren Arbeit in den Reisfeldern vor einigen Jahren abgelöst haben.

20161116_153846-2

20161116_153858

 

Wir trinken Reiswhiskey und -wein, ähnlich unserem Apfelmost, in einer kleinen Destillerie.

20161116_113609

20161116_113628

20161116_114048-2

20161116_113901

 

Wir pflücken Jasminblüten auf einer kleinen Teeplantage.

20161116_152450

20161116_152322

 

Wir riechen an kleinen Tabakpflanzen neben Morasten, in denen auch Königskobras keine Seltenheit sind.

20161116_151256

20161116_151420

20161116_151249

 

Jib verwöhnt uns mit regionalen Naschereien wie Bananenchips (Geschmacksrichtung BBQ) und karamellisierten Reis-Erdnuss-Keksen. Wir essen sehr lokal und teilen viele verschiedenen Gerichte.

20161116_123448

20161116_155005-3_li 20161116_155018

 

Die etwas andere Altstadt

Und weil es so schön war, buchen wir für den nächsten Tag die andere Radltour, die Jib anbietet, und fahren am mit ihm in einer privaten Tour, da die beiden Amerikaner, die mit uns gekommen wären, kurzfristig abspringen, wieder entlang der Kanäle, aber diesmal in Richtung der Altstadt von Sukhothai, die zwölf Kilometer von der Neustadt, die mich am ersten Abend so schockiert hat, entfernt liegt.

Unterwegs passieren wir Bauernhöfe, auf denen viele Gockel in Bambus-Käfigen gehalten werden. Das Gefieder der Tiere glänzt in ganz unterschiedlichen Farben und wir lassen uns Geschichten über Hahnenkämpfe erzählen. Der Champion von vorgestern sieht sehr mitgenommen aus, geht es bei den Kämpfen doch um Leben und Tod bzw. eher um Gewinn oder Verlust von Geld. Offiziell ist das Wetten in Hahnenkämpfen jedoch verboten. Die Hahnenkämpfe haben ihren Ursprung im 12. Jahrhundert, als die Birmesen versuchten, das Siam-Reich einzunehmen. Die Siamesen wussten um die Hühnerarmee der Birmesen und schickten eine ebenbürtige Armee, bestehend aus Hühnern, in den Krieg. So ließen sie den Krieg von Hühnern entscheiden, um keine weiteren Männer im Kriegsgefecht zu verlieren.

20161117_091622

 

Die Altstadt besteht ähnlich wie Ayutthaya, wo wir vor Sukhothai waren, aus Ruinen alter Tempel, allerdings weit beeindruckender als in Ayutthaya. Besonders gefallen uns die von Elefanten getragenen Chedis und der rund 15 Meter hohe, sprechende Buddha, der den 55 Kilometer langen, unterirdischen Tunnel für eine eventuelle Flucht vor den Birmesen beherbergt. Der Tunnel ist so schmal, dass ich nicht reinpasse. Es muss sehr beängstigend gewesen sein, eine so lange Strecke durch den Tunnel zu wandern, waren die Menschen zu jener Zeit doch auch sehr Umsorgt, was Geister betrifft. Der Animismus ist auch heute noch sehr aktuell, was man an den vielen „Spirit-Houses„, die neben Hauseingängen, an Weges-, Feld- oder Flussrändern immer wieder zu sehen sind und den Geistern des Hauses, des Landes oder des Wasser eine gute Herberge sein sollen.

20161117_094601-2

20161117_095307

20161117_102829

20161117_102840

20161117_105548

20161117_105702

20161117_112000

20161117_104535

20161117_105532

20161117_114259

dav

dav

dav

20161117_135136

20161117_154758-2

20161117_162014

dav

dav

Wir lernen an diesem Tag erneut viel über Buddhismus, Hinduismus und Animismus, was da Leben der Thais sehr prägt.

Während wir unter einem Bodhi Baum in der großen Park-Anlage, die das historische Zentrum umschließt, picknicken, kommen Emma und Reece des Weges. Wir verabreden uns für den frühen Abend, um zusammen den Sonnenuntergang vor dem bronzenen Buddha, der sehr weibliche Züge aufweist und dessen Schenkel der einer Hirschkuh gleichen, anzuschauen und so den Tag und unseren schönen Aufenthalt in Sukhothai abzuschließen, bevor wir uns morgen mit dem Bus auf den Weg nach Chiang Mai machen.

20161117_173647

 

Mehr Infos zu Jib und seinen Fahrradtouren in Sukhothai findet ihr z.B. auf Tripadvisor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.