Pak Beng. Über eine Stadt, die eine Hotel-Straße ist und niemand länger als eine Nacht bleibt.

Weltreisetage 35 & 36.

Es heißt, wir sollen spätesten um 9.30 Uhr bei den Booten sein, denn um 10 Uhr kämen die Nachtbusse aus Chiang Mai. Und auf den hinteren Plätzen im Boot sei es sehr unangenehm, denn der Lärm des Motors soll ohrenbetäubend sein. Alles korrekt, außer den Zeiten. Typisch europäisch überlegen wir uns natürlich, spätestens um halb 9 Uhr dort zu sein, um ja einen guten Platz zu bekommen. Die Busse aus Chiang Mai kommen natürlich nicht um 10, sondern um halb 12. So warten wir also 3 Stunden darauf, dass die Boote ablegen. Aber wir haben einen guten Platz. Und es ist nicht ungemütlich, handelt es sich doch um ausrangierte Autositze. Solche, die wir Menschen im Westen nicht mehr brauchen, bevorzugen wir doch Lederausstattung.

Nach der ersten Bootsetappe kommen wir nach sechs Stunden gegen 18 Uhr in Pak Beng an. Bereits auf den ersten Blick unterscheidet sich das Dorf von jenen, die wir in den letzten Stunden immer wieder passiert haben. Denn diese waren vorwiegend gezeichnet von Wellblechdächern, die windschief durch die bewaldeten Hügel hervorstachen. Jetzt aber erkennen wir schon von Weitem ein mächtiges Anwesen im französischen Kolonialstil, der auch als Indochina-Style bezeichnet wird, das imposant auf uns herabblickt.  Mit uns legt eine zweites Boot an und wir steigen mit etwa 100 anderen Reisenden aus den Booten und klettern die steilen, sandigen Stufen hinauf nach Pak Beng. Als Menschen und Rucksäcke ausgeladen werden, stürmen die Einheimischen schon auf uns zu. Wir haben kaum Platz, unsere Rucksäcke zu nehmen. In der Hand winkt jeder mit einem laminierten Zettel, mit dem sie ihre jeweilige Unterkunft bewerben: „You have room?“ wird einem von allen Seiten zugerufen. Wir haben schon ein Zimmer bei einem Einheimischen gebucht, der mit uns auf dem Boot war. 100.000 Kip die Nacht, etwa 10€. Nicht wenig, aber auch nicht unfair und sogar mit einer Warmwasserdusche. Die Häuser haben schwere, dunkle Türen und Möbel, wie wir es schon von Ban Huayxay kennen. Als wir wie gewöhnlich auf GoogleMaps nachschauen, wo wir hin müssen, sehen wir, dass der Ort einfach nur aus einer langen Straße besteht, die wiederum aus Gästehäusern besteht. Daneben findet man zwei Restaurants, eine Bäckerei, drei Stände mit allem Möglichem (überwiegend Früchten, Süßigkeiten und Damen, die Baguettes belegen), einen Stand mit laotischen Seidentüchern und die Happy Bar. Von einem Ende der Straße zum anderen sind es keine 5 Gehminuten. Hungrig, da wir seit dem Frühstück außer Süßigkeiten und einem kleinen Becher Instant-Nudelsuppe nichts gegessen haben, suchen wir uns ein Restaurant. Wir finden eines mit indisch-laotischer Küche, was uns gleichermaßen verwundert (wie kommen Inder in ein kleines, laotische Dorf am Mekong, wo es nichts gibt, als nächtliche Transit-Touristen?) und angesichts der Auswahl vielversprechend aussieht. Die Vorspeise, die wir bestellen möchten, ist leider aus. Bestelle ich also einfach das laotische Hühnchen-Curry mit Kartoffeln und Karotten und Martin ein vegetarisches, indisches Curry. Nach und nach bekommen die Tische vor uns ihr Essen. Mir fällt auf, dass alles recht ähnlich aussieht und ich freue mich, dass ich mich wohl für etwas Gutes entschieden habe, schauen die Gerichte der Nachbartische doch aus wie jenes, welches ich mir bestellt habe. Alle essen genüsslich, manche mit einem Lächeln. Bis schließlich unser Essen kommt. Meines wird in einer Schale serviert, Martins auf einem flachen Teller. Beides sieht genau gleich aus. Alle Essen sehen genau gleich aus. Da wir schon etwas warten und Hunger haben, essen wir anstandslos und ruhig. Kann ja passieren. Und ist ja eh lecker. Unsere Reisegefährten sitzen an anderen Tischen oder in dem zweiten Restaurant am Ende der Straße. Als wir später in der Happy Bar wieder aufeinander treffen, konkretisiert sich langsam, was wir schon vermutet hatten: Alle heute mit uns angereisten Touristen haben scheinbar ein und dasselbe Gericht bekommen, trotz scheinbar großer Auswahl. Wir müssen lachen, hat es uns doch allen ganz wunderbar geschmeckt.

Der scheppernde Bootsmotor kann der lärmenden Musik in der Happy Bar nicht Stand halten. Alle tanzen, trinken und lachen. Wir sind verwirrt. Das hat hier niemand erwartet. Denn Laos gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Von der Realität scheint Pak Beng weit weg zu sein. Und all die partywütigen Backpacker um uns rum, die zu HipHop, 90s-Sound und House gleichermaßen feiern, scheinen es nicht minder zu sein. Ein sehr seltsamer Kontrast, der uns zu denken gibt. Das Lagerfeuer, bei dem alles verbannt wird, was sich so findet (vorwiegend leere Wasserflaschen aus Plastik) gibt uns den Rest und wir gehen bald schlafen.

Während wir wieder im Boot sitzen und das erste, mit Gemüse belegte Baguett seit etwa fünf Wochen genießen, lassen wir zusammen mit Emma und Reece, die uns glücklicherweise im vorderen Bootsteil zwei Plätze freigehalten haben, den gestrigen Abend Revue passieren. Unsere neuen, französischen Reisegefährten Marc, sein Sohn Remmy und dessen Freund Alex hatten eine lange Nacht, haben die beiden Burschen doch wirklich Mädche von der Happy Bar mit ins 3er Zimmer gebracht, was zu einem „Meeting“ beim Frühstück wurde. Da dieses Meeting etwas dauert, teilen sie heute nicht unser Boot, sondern legen mit dem zweiten Boot kurz nach uns ab. In Luang Prabang werden wir sie wiedersehen.

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Wichtiger side fact, den sie uns mit auf den Weg geben (wieso auch immer): Französische Frauen gelüstet es, wenn sie schwanger sind, nicht nach Essiggurken, so wie alle anderen Schwangeren, sondern nach Erdbeeren. Diese Franzosen…

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