Hanoi – Angekommen in Vietnam

Weltreisetage 47 – 50. Hanoi

Hanoi wird sehr schnell zu unserer bisherigen Lieblingsstadt erklärt. Etwa 30 Minuten, nachdem unser Flieger aus Vientiane gelandet ist. Wir sind zum ersten mal, seit wir in Asien sind, in einer AirB&B-Unterkunft untergebracht. AirB&B haben wir auf unseren Reisen in Europa für uns entdeckt, kommt man doch schnell mit Einheimischen in Kontakt und lebt sehr familiär. Eine gute Entscheidung. Wir wohnen die nächsten Tage in einem alten Stadthaus im Kolonialstil mit hohen Wänden und großen Zimmern. Hanoi besteht, ähnlich wie z.B. auch Amsterdam, aus Schlauchhäusern. Die Häuser sind also hoch und tief, aber nie breit. Dafür gibt es gleich zwei Gründe. Zum einen, wird die Breite, aber nicht die Höhe eines Hauses besteuert. Daher wurde nach oben, aber nicht nach rechts und links gebaut. Da die Jungen hier nach wie vor für die Alten sorgen, leben alle Familienmitglieder unter einem Dach. Und da auch nach oben irgendwann die Kapazitäten erschöpft sind, wurden die Häuser einfach nach hinten erweitert. So kann es sein, dass man durch sehr schmale Gänge bis zu 50 Meter tief in ein Haus hineingehen kann. Alle paar Meter erkennt man dabei auch unterschiedliche Baustile verschiedener Jahrzehnte.

20161212_100058

20161213_104213

20161212_132318
Hanoi ist unfassbar laut, unglaublich lebendig, ein riesiges Chaos, voller Charme und vor allem voll mit Motorrollern. Motorroller überall. Motorroller auf der Straße, Motorroller auf den Gehwegen, Motorroller in den Einfahrten, Motorroller in den Hauseingängen, Motorroller im Wohnzimmer. Es wimmelt nur so von Motorrollern. Chaotisch scheint das aber nur für uns zu sein. Es herrscht einfach ein anderes Regelwerk. Das haben wir verstanden, als wir über die Straße wollten. Keine Chance für uns! Links und Rechts schauen hilft nichts, weil Motorroller überall, immer und aus allen Richtungen kommen. Zebrastreifen und Ampel bedeuten nichts! Keine Ahnung, warum es die gibt. Also lassen wir uns die Sache erklären. Dabei hilft uns Rosa. Rosa ist Vietnamesin. Wir finden sie auf showaround.com. Eine Seite, auf der Einheimische anbieten, Reisende und Touristen für wenig Geld oder gar kostenlos ihre Heimat aus der eigenen Sicht zu zeigen. Rosa zeigt uns viel, aber zuallerst einmal, wie wir die Straße überqueren. Und zwar, indem wir einfach drübergehen. Ohne groß zu schauen. Auf Autos müssen wir achten, ja, aber die sind selten. Ansonsten einfach gehen. Zügig, aber nicht zu schnell und ohne stehen zu bleiben. Die Motorroller sehen einen und weichen aus. Schwierig für uns, sind wir das von zuhause doch nicht gewohnt und kommt ein „einfach gehen“ einer Garantie für einen Verkehrsunfall gleich. Aber tatsächlich, so läuft es.

20161213_143214
Rosa zeigt uns an unserem ersten Tag nicht nur, wie wir sicher über die Straße kommen, sondern auch den Literaturtempel und das Frauenmuseum. Wir lernen dabei viel über die Weisheiten des Konfuzius, die heiligen Tiere Drache, Einhorn (worunter sich Asiaten übrigens etwas komplett anderes vorstellen wie wir, siehe Foto), Phoenix und Schlange (auch Schildkröten, Fische und Tiger sind besondere Tiere) und die 58 ethnischen Gruppen, die in Vietnam leben sowie ihre unterschiedlichen Lebensweisen und Bräuche. Am Abend drehen wir eine Runde um den Kiem-See (fast wie unser Chiemsee ;)) und besuchen das Wasserpuppen-Theater – der Klassiker eines jeden Hanoi Besuches, wie wir bei der Masse an anderen Zuschauern feststellen.

20161212_172825

20161212_100853

20161212_112056
Am nächsten Morgen versuchen wir, den Eingang zum Hoh Chi Minh-Mausoleum zu finden. Ein Schild nach dem anderen weist uns aber in verschiedene Richtungen, bis wir schließlich zu dem Schluss kommen, dass sie uns einfach nicht ohne vorherigen Museumsbesuch reinlassen wollen. Wir geben auf, denn angesichts der vielen Verkaufsstandeln mit billigem, nach Mottenkugeln riechendem Krimskrams und Souvenieren erwarten wir uns nicht allzu viel kulturellen Einblick bei dieser überlaufenen Attraktion.

Mittags sind wir mit Shehan, einem aus Sri Lanka stammenden Austauschstudenten, den wir, wie auch schon Rosa, auf showaround.com gefunden haben, zum Essen verabredet. Er bringt uns in ein sehr bekanntes Lokal, in dem die typische Nudelsuppe mit Papaya, gegrillten Schweinefleischscheiben und vielen frischen Kräutern, die man nach Belieben hinzugibt, serviert wird. Hier war sogar schon Obama zu Besuch, wa sman unschwer an den vielen Bildern mit allen Mitarbeitern erkennen kann. Und an den Busgruppen mit asiatischen Touristen, die deshalb zum Essen kommen. Die Suppe ist aber wirklich echt gut und wir unterhalten uns gut mit Shehan, der uns viel über den Rassismus innerhalb der Bevölkerung, den wir schon aus Thailand kennen, erzählt. Tatsächlich ist das vietnamesische Volk noch nicht so verein, wie man es sich nach der Zusammenführung von Nord- und Südvietnam nach dem Vietnamkrieg erhofft hatte. Außerdem werden grundsätzlich immer Menschen ausgegrenzt, deren Hautfarbe dunkler ist und Menschen, deren Hautfarbe etwas heller ist, halten diejenigen, deren Hautfarbe etwas dunkler ist, grundsätzlich für dümmer. Rassismus  dieser Art ist uns ja nicht unbekannt, vor allem in diesen Tagen. Aber innerhalb eines Volkes ist das Ganze doch wieder was anderes. Wobei, ist das wirklich so anders als bei uns?

bty

Am Nachmittag treffen wir nicht nur Rosa wieder, sondern auch Emma und Reece, die die Grenze von Laos nach Vietnam mit dem Bus überquert haben. Zusammen trinken wir einen Ei-Kaffee (weckt Kindheitserinnerungen, schmeckt das doch sehr ähnlich wie roher Kuchenteig mit Eischnee und wir haben das Gefühl, eine Zeitreise zurück in Mama’s Küche zu machen). Es gibt natürlich viel zu erzählen und auszutauschen, haben wir doch das gleiche Land (Laos) auf zwei ganz unterschiedlichen Routen bereist. Während wir noch gemeinsam von Thailand über den Makong nach Luang Prabang gereist sind, haben sich Emma und Reece nicht wie wir über Vang Vieng Richtung Süden nach Vientiane aufgemacht, um dann nach Vietnam zu fliegen, sondern sind von Luang Prabang aus in Nordöstliche Richtung aufgebrochen und haben die Grenze zu Vietnam schließlich per Bus überquert. So mündet der Kaffee in ein Bier und wir finden uns mitten im hektischen Zentrum auf kleinen, bunten Kinderplastikhockern sitzend, trinkend und erzählend. Als uns sogar das sehr leichte Saigon Bier beginnt, in den Kopf zu steigen, gehen wir gemeinsam zum Hot Pot bzw. BBQ essen. Auf einer großen Grillplatte mitten am Tisch bereiten wir uns dabei selbst unser Fleisch und Gemüse zu. Ein Abendessen kann sich dabei über Stunden ziehen. Wenn nur normale Sessel statt Kinderplastikhocker da wären…

20161213_192357

dav

20161212_210209

20161213_095638

20161213_104528

Kurios für uns, normal für Vietnamesen:

  1. Der gängige Snack sind Hühnerfüße – leichenblaß und mit Krallen. Davon gibt es jetzt aber einfach kein Foto.
  2. Vor jeder Pagoda kann man Schildkröten und Goldfische kaufen. Diese nimmt man dann mit rein, lässt sie im Teich oder einem anderen Gewässer in der Nähe frei, um Glück zu haben. Die Tierchen werden dann wieder eingesammelt und bei nächster Gelegenheit wieder verkauft.
  3. Vietnam isst Hund. Wir können es nicht fassen, aber es ist tatsächlich so. Wir müssen aber keine Angst haben, „aus Versehen“ Hundefleisch zu bekommen, denn das ist eine Delikatesse und wird nicht leichtfertig verteilt.
  4. Der Kaffee ist der beste, den wir je getrunken haben. Eine Tasse erfordert etwas Geduld, da er mit Filter oben auf serviert wird und erst Tropfen für Tropfen in die Tasse fällt, aber man findet in der Zwischenzeit immer einen interessanten Gesprächspartner, denn Kaffee zu trinken ist in Vietnam kein schnelles Zwischendurch sondern eine äußerst soziale Ganztagesbeschäftigung insbesondere für ältere Herren.

20161213_102856

Als wir uns am nächsten Tag mittags mit dem Bus nach Haiphong (Vietnams drittgrößte Stadt) und weiter auf die Insel Cat Ba zur Ha Long Buch aufmachen, vermissen wir Hanoi bereits ein kleines bisschen, war es doch der erste Fleck, bei dem wir uns vorstellen könnten, länger zu bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.