Vang Vieng: Zwischen Tubing und Karstbergen

Weltreisetag 41 – 45: Vang Vieng

Da wir einige unschöne Berichte über die 10 bis 13 stündige Busfahrt von Luang Prabang in die laotische Hauptstadt Vientiane gehört und gelesen hatten, beschließen wir, einen Zwischenstopp von zwei Nächten in der ehemals berühmt berüchtigten Drogen- und Partyhochburg Vang Vieng einzulegen.

Nicht nur für die bezaubernde Natur wilder Karstberge und die größtenteils bittere Armut, sondern besonders auch für seine Felder voller Opium ist Vang Vieng bekannt. In den späten 1990er Jahren entdeckten die ersten Backpacker das Örtchen, in dem nicht nur wilde Raftingtouren auf alten Reifen (genannt „Tubing“) auf einem reißenden Fluss, der zu kleinen Wasserlöchern (genannt „Blaue Lagunen“) möglich waren, sondern auch noch alle Art von Drogen konsumiert werden konnten. Als 2011 und 2012 bei dieser Tubing-Sache unter Einfluss diverser Drogen einige junge Backpacker starben, hat der laotische Präsident selbst die meisten Bars und Kneipen schließen lassen. Mittlerweile kommen wieder ein paar Backpacker her, Tubing wird immer noch angeboten. Aber auch Naturliebhaber finden ihren Weg, denn die Karstberge und Höhlen können was, wenn auch nicht ansatzweise vergleichbar mit Vietnam, wie wir später erkennen werden. 60% der Touristen sind allerdings mittlerweile Koreaner. Wir haben keine Ahnung, was die hier machen, denn sie scheinen weder mit dem Radl rumfahren noch Tubing zu wollen … und was anderes gibt es hier definitiv nicht zu machen.

Vang Vieng war also eigentlich absolut nicht auf unserer Wunschliste. Die lange Fahrt im Nachtbus über die hohen, kurvigen Pässe mit ihren schlechten Straßen widerstrebt uns allerdings so sehr (ich hätte mit Sicherheit kein Auge zugemacht vor lauter Angst, dass der Bus ausbricht!!), dass wir uns für ein paar ruhige Tage und ein etwas schickeres Hotel zum Entspannen in Vang Vieng entscheiden und dadurch auch mit einem kleineren und in unseren Augen sichereren Minibus von Luang Prabang hierher fahren können.

Das man hier nicht viel Erleben kann, kommt uns dabei eher entgegen. Die schöne Natur, die wir von unserem Zimmer aus sehen, gefällt uns allerdings so sehr, dass wir uns doch noch für eine Radtour entscheiden. Die Strecke durch die wunderschönen Felsen und bittertarmen Dörfer stellt sich nicht als Straße, sondern als Off-Road-Strecke heraus und verlangt uns die nächsten fast 40 Kilometer so einiges ab. Wir sehen beeindruckende Felsen, Wasserlöcher voller betrunkener Backpacker auf Reifen teibend, die Python-Höhle und werden von einer Horde Acht- bis Zehnjähriger aufgehalten, die als Wegzoll alle unsere Oreo-Kekse und ein High-Five einfordern, was wir gerne opfern. Wir hätten doch die kleinen Kinder-Lesebücher (auf Laotisch und Englisch) kaufen sollen, die wir in Luang Prabang auf dem Markt gesehen haben – hier hätten wir dankbare Abnehmer gefunden. Wir werden uns merken, immer ein paar Bücher, die man an den Nachtmärkten in den größeren Städten günstig kaufen kann, für die vielen Kinder, die unsere Wege überall kreuzen und gerne ihre Englischkenntnisse an uns Ausländern vorführen wollen, dabei zu haben.

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Dem Radfahren folgt ein Tag völliger Erschöpfung inklusive Fieber bei Martin. Was mich ganz schrecklich stresst, sind wir doch krankenhaustechnisch wirklich im Nirgendwo und müssen mindestens auf die 5-stündige Fahrt nach Vientiane, um annähernd ärztliche Versorgung zu bekommen, falls das Fieber eine schlimmere Ursache als Dehydrierung haben sollte. Fiebersenkende Mittel einzunehmen ist außerdem kontraproduktiv, können wir doch Malaria und Dengue-Fieber nicht sofort ausschließen. Und Ibuprofen bei Tropenkrankheiten ist ein absolutes No-Go, kann es den Krankheitsverlauf schließlich verschlimmern! Noch in der Nacht vor der Abfahrt sieht es nicht so aus, als würde er die Fahrt bestreiten können. Als das Fieberthermometer am nächsten morgen nur noch 37,5°C anzeigt, ist unsere Erleichterung groß, können wir die Tropenkrankheiten jetzt ausschließen und, zwar erschöpft, aber beruhigt, tatsächlich nach Vientiane aufbrechen. Ich mache drei Kreuze in mein Reisetagebuch.

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